Safari zu den Brothers und den Wracks

Nach dem letzten Ägypten-Besuch vor zweieinhalb Jahren war es mal wieder war es an der Zeit, das Rote Meer unsicher zu machen. Und es ist wieder eine Safari geworden. Dieses Mal aber in die andere Richtung, nach Norden zu den Brothers und den großen Wracks wie die Thistlegorm, die Chrisoula K und die Giannis D.

Aufgemacht haben sich von Ende April bis Anfang Mai ein rundes Dutzend Seesterne (und solche, die es noch werden wollen ;-)

Der anreisefreundliche Abflugtermin am späten Vormittag lies eine entspannte Anreise nach Hannover zu, es blieb auch noch Zeit für ein kleines Sektfrühstück vor Ort, teilweise gesponsert von der örtlichen Weinbar, die jedem Reiseteilnehmer einen Gutschein für einen Sekt ausgegeben hat.

Der Flug verlief reibungslos (abgesehen vom immer weniger werdenden Platzangebot und Service an Bord) zu einem auffallend leeren Flughafen in Hurghada, wo wir von den Kollegen von Blue Planet eingesammelt und zu unserem Schiff, der „Blue Pearl“ gebracht wurden.

Dort wurden wir von unseren beiden Guides Sabah und – Überraschung – Nemo (vielen von verschiedenen anderen Safaris und Touren bekannt) in Empfang genommen.

Der erste Abend war der Organisation gewidmet, wie Kabinen beziehen, Brevets und TTUs kontrollieren, Listen anlegen und eine erste Schiffseinweisung).

Am nächsten Morgen ging es dann los Richtung Small Giftun Island, wo nach einem ausführlichen Boots – und Tauchgangsbriefing die ersten Check-Tauchgänge (und der erste Nachttauchgang) stattfinden sollte.

In der Nacht erfolgte dann die Überfahrt zu den جزر الإخوة (Wer kein arabisch kann, das sind die Brothers Islands ;-)). Bekannt sind die Brother sowohl für zum Teil starke Strömung und für viele Hai-Begegnungen.

Hier waren zwei Tage eingeplant, den ersten Tag verbrachten wir am Big Brother, der etwas größeren Insel, einfach zu erkennen an dem Wahrzeichen der Insel, dem Leuchtturm. Hier gab es neben einem schön und reich bewachsenen Riff auch mit der S.S. Numidia das erste Wrack dieser Tour zu besichtigen.

Die Numidia ist ein 137 m langer Frachter, der 1901 auf das Riff aufgelaufen und gesunken ist, nur ein Jahr nach Erbauung! Da das Wrack auf bis zu 80 m tief liegt, beschränkt sich der nutzbare Tauchbereich auf den oberen (vorderen) Bereich des recht zerfallenen, aber schön bewachsenen Schiffswracks.

Wer wollte und genug Luft dabei hatte, konnte auch noch einen Abstecher zur gleich nebenan liegenden Aida machen. Nicht DIE AIDA, das Mega-Kreuzfahrtschiff, sondern ein 1957 gesunkenes französisches Versorgungsschiff.

Die weiteren Tauchgänge am Big Brother waren als Drift-Tauchgänge um das Riff  herum, also mit dem Zodiac raus und zum Schiff  zurück – wenn die Luft reicht, ansonsten halt Boje setzen und warten, bis man vom Zodiac eingesammelt wird. Hier wird der Brother seien Ruf gerecht, die Strömung ist da, zum Teil recht ordentlich. Seinem andere Ruf – ein Hotspot für Haie zu sein – wird er nicht gerecht, es ist keine Schwanzflosse zu sehen!

Den zweiten Tag ging es dann zum kleinen Bruder, auch der gibt genug für drei Tauchgänge her, dicht bewachsen mit Gorgonien und Korallen, bewohnt von vielen Fischen.

Auch hier war die Strömung reichlich vorhanden, aber nicht so heftig, dass das Tauchen unmöglich gewesen wäre, stark genug, um nur Drift- Tauchgänge zu machen. Was ja auch nicht schlimm ist, es hat durchaus seinen Reiz, sich ins Riff  zu hängen und dieses vorbeirauschen zu sehen.

Und die ganze zwei Tage ließ sich kein einziger Hai blicken! Stimmt nicht ganz, ein einzelner Fuchshai wurde in weiter Ferne von einigen wenigen gesehen.

In der Nacht ging es in einer langen Überfahrt weiter zur Thistlegorm, dem wohl bekanntesten Wrack im Roten Meer.

Die Thistlegorm war ein englischer Frachter, der Nachschub für das englische Militär während des zweiten Weltkrieges liefern sollte und von deutschen Bombern versenkt wurde. Die Ladung, bestehend aus LKWs, Motorrädern, Panzern, Lokomotiven und Eisenbahnwaggons, sowie Munition in verschiedenen Kalibern liegt immer noch in den Laderäumen und kann dort bewundert werden.

Aufgrund der Größe sind hier mindestens zwei Tauchgänge nötig, um alles besichtigen zu können. So ging der erste Tauchgang an den äußeren Aufbauten vorbei zu dem tiefer liegenden Heck mit Schiffsschraube und der zweite dann durch die Laderäume.

Der Nachmittags- und der Nachttauchgang fand am nahe gelegenen Small Gubal Island statt. Freundlicherweise gesellten sich am Nachmittag zwei Delphine dazu, die eine ganze Weile das Geschehen begleiteten. Die beiden Delphine gaben sich nach dem Tauchgang ein weiteres Stelldichein, da hieß es dann schnell: Flossen an, Maske auf und ab ins Wasser…

Der anschließende Nachttauchgang gestaltete sich besonders schön, in dem kleinen, ziemlich zerfallenen Wrack, das dort lag, tobte das Leben: Krokodilfische Skorpionfische, Muränen in jeder Größe, Schnecken und vieles mehr. Das Highlight war jedoch ein „tanzender“ Plattwurm, der jeder spanischen Tänzerin Konkurrenz gemacht hat.

Der nächste Tag brachte im Schaʿb Abu Nuhas noch zwei weiter Wracks mit sich: die Chrisoula K. (manchmal auch bekannt als „Marcus“) und die Giannis D.

Bei der Chrisoula K handelt es sich um einen 1981 gesunkenen Frachter, der italienische Bodenfliesen geladen hatte. Da das Wrack relativ flach liegt, bietet es sich an, hier ausgiebig durch die Laderäume, die Brücke und die Kajüten besichtigen.

Die Giannis D ist  zwei Jahre später an fast der gleichen Stelle gesunken. In ähnlicher Tiefe mit ca. 20 – 25 m lässt sich auch hier der Schiffinnere schön erkunden.

Zum Nachttauchgang ging es zum nahe gelegenen Gota Sha’ab El Erg. Im Lichte vieler Tauchlampen erstrahlte das Riff in hellem Licht, so dass es nicht schwer war, die örtlichen Bewohner, wie Einsiedlerkrebse, Muränen und die obligatorischen Feuerfische zu finden.

Und da war er auch schon: der letzte Tauchtag. Noch einmal den Tauchplatz der Nach bei Tageslicht, diesmal aber mit dem Zodiac zur anderen Seite der Schlucht und zurück zum Boot. Netter Tauchplatz, aber die Delphine, die hier des Öfteren sein sollten, fehlten.

Weiter ging‘s nach Umm Gammar, einer schönen Steilwand mit einem dicht bewachsenen Vorsprung und einer kleinen Grotte.

Auf dem Weg in den Hafen von Hurghada gab es noch einen schnellen Stopp an der El Mina, einem im Hafen versenkten Minenräumboot, nicht so aufregend wie die bisherigen Wracks, aber als (Bonus-) Abschluss nimmt man das ja gerne noch mal mit ;-)

Der letzte Abend im Hafen wurde genutzt, um das Tauchzeugs zu spülen und zu trocknen und noch ein letztes Mal das Sonnendeck bei einem Bierchen zu genießen, oder einen Abstecher in die Hafenrestaurants oder Kneipen von Hurghada zu machen.

Der Rückflug am nächsten Tag ging erst am frühen Abend, so dass noch genug Zeit war, die Koffer zu packen und eventuell noch einen Abstecher in die Stadt für den Souvenirkauf zu machen.

Im Flieger dann (sind die Sitze schon wieder kleiner geworden??) ist die Infotainment-Anlage ausgefallen, also hat sich die Kabinenbesatzung es sich nicht nehmen lassen, die Passagiere mit einer etwas improvisierten „Live-Vorführung“ der Sicherheitsmaßnahmen zu bespaßen.

Alles in Allem: Es war wieder eine typische Safari: Tauchen – Essen – Schlafen. Das Tauchen war zum Teil recht anspruchsvoll, das Essen war ausgezeichnet und reichlich und das Schlafen – da die Nächte recht kurz waren (Um fünf Uhr kam der Weckruf zum Early-Morning-Dive) gab es zwischen den Tauchgängen immer noch genug Zeit zum entspannen:-)

Hier geht es zur Bildergallerie.

spr